KM-2010-1-Rongioletti

Kosmetische Medizin 1-2010: 4 – 11

PRIMÄRE VERNARBENDE ALOPEZIE: EINE ÜBERSICHT ZUR KLASSIFIKATION, DIAGNOSTIK UND BEHANDLUNG AUS PERSÖNLICHER ERFAHRUNG UND ANALYSE DER LITERATUR
Primary cicatricial alopecias: an overview on classification, diagnosis and treatment based upon personal experience and literature search

FRANCO RONGIOLETTI AND KONSTANTINA CHRISTANA*

SCHLÜSSELWÖRTER: Primär vernarbende Alopezie, Klassifikation, Behandlung

ZUSAMMENFASSUNG:
Bei der primären vernarbenden Alopezie stellt der Haarfollikel das initial Traget der Erkrankung dar, in der ein permanenter Haarverlust durch fibrösen Gewebeersatz verursacht wird. Die Häufigkeit der primären narbigen Alopezie liegt bei 5% aller trichologischen Konsultationen in der Sektion Dermatologie der Universität Genua. Es ist von großer Bedeutung, dass jeder Kliniker mit der Diagnostik und Therapie der verschiedenen Formen der narbigen Alopezie vertraut ist, da die Erkrankungen einen deutlichen Einfluss auf die Psychologie und Lebensqualität der Patienten haben und die narbige Alopezie auch mit Systemerkrankungen assoziiert sein kann.

Eine sorgfältige klinische Befundung unter Einschluss von Videodermatoskopie und Histologie erlaubt einen hohen Standard in der Diagnostik. Die vereinfachte Klassifikation der narbigen Alopezie, wie sie hier vorgestellt wird, unterscheidet zwei Hauptgruppen: inflammatorische und nicht-inflammatorische. Die erstere kann weiter unterteilt werden in lyphozytär-dominierte (einschließlich des chronisch-diskoiden Lupus erythematodes, des Lichen
planopilaris und der zentral-zentrifugalen narbigen Alopezie) und eine neutrophil-dominierte Untergruppe (einschließlich Follicultis decalvans und disseziierende Zellulitis der Kopfhaut). Zur nicht-inflammatorischen narbigen Alopezie zählt die klassische Pseudopelade. Das Behandlungsziel besteht im Aufhalten oder der Verlangsamung der Entzündung und Vernarbung in einer möglichst frühen Phase.

Da es keine wirklich befriedigenden evidenzbasierten Behandlungsoptionen gibt, basiert die Auswahl der praktischen Behandlung auf Literaturmitteilungen, den persönlichen Erfahrungen, der Beachtung möglicher Nebenwirkungen, sowie einige pragmatischen Überlegungen, die Kosten und Compliance betreffend.