KM-2013-6-Kollmann
Kosmet Med 2014. 34(6): 256 – 260
Die Anwendung des Melafind in der dermatologischen Praxis
Marcella Kollmann-Hemmerich1, 2, Martin Nguyen1, Norbert Blöhdorn-Schlicht3, Gerald Messer1, 2
1 Praxis für Dermatologie, Sendlinger-Tor-Platz 9, 80336 München
2 Praxis für Dermatologie und Allergologie, Bauseweinallee 2, 81247 München
3 Dermatologikum Hamburg, Stephansplatz 5, 20354 Hamburg
Schlüsselwörter: Malignes Melanom, Diagnostik, automatisierte Diagnose, Dermatoskopie, Biopsie
Zusammenfassung:
Die Diagnose des initialen malignen Melanoms ist heute eine der wichtigsten aufgaben der Dermatologen. Bei steigender Inzidenz ist die frühe Diagnosestellung für die Überlebenswahrscheinlichkeit von größter Bedeutung. Eine breite Aufklärung hat das Bewusstsein des Stellenwerts hinsichtlich Hautkrebsscreening bei Patienten und den Krankenkassen bereits geschärft. So konnte die tumordicke bei der Erstdiagnose der Erkrankung bereits deutlich gesenkt werden. Nun gibt es neue technische Möglichkeiten neben der Dermatoskopie und computerassistierten Videodermatoskopie, die schwelle zwischen atypischen, verdächtigen Pigmentmalen und dem malignen Melanom zu untersuchen. Melafind ist ein in Amerika und der Europäischen Union zur Untersuchung pigmentierter Hautveränderungen zugelassenes, schnell anwendbares, nicht-invasives Diagnosegerät, welches mit einem Lichtspektrum aus 10 verschiedenen Wellenlängen (430 bis 950 nm) zweidimensionale Aufnahmen in unterschiedlichen Tiefenebenen anlegt und auswerten kann. Hierdurch kann Melafind ohne Biopsie gezielt digitale Informationen einer spektralphotometrischen Messung in 10 Ebenen zu verschiedenen Kriterien (Größe, Form, Pigmentierung, Desorganisation) gewinnen und diese mit einem speziellen Algorithmus gegen eine Datenbank vergleichen und anhand eines Scores bewerten.
Wir möchten hier mit 4 Patienten den Anwendungsbereich und die gute Praktikabilität in der dermatologischen Praxis vorstellen. Melafind ist speziell entwickelt, pigmentierte Makulae zu untersuchen. Vorab sollte eine Ganzkörperuntersuchung von einem erfahrenen Dermatologen erfolgen. Das Gerät wird dann nur zur Diagnose auffälliger Pigmentnävi eingesetzt. Bei der ersten Patientin mit dysplastischem Nävussyndrom konnten hell- bis mittelbraune Pigmentnävi hinsichtlich einer Biopsieentscheidung mit Melafind-scores verglichen werden. Eine Biopsie wurde verschoben und eine Nachbeobachtung geplant. Bei 2 weiteren Patienten konnte der klinische verdacht eines initialen malignen Melanoms mit Melafind bestätigt werden. Besondere Aufmerksamkeit verdienen pigmentierte Hautveränderungen mit verdacht auf vorliegen eines Nävus Reed oder Nävus spitz. Diese sind schwieriger mit dem Algorithmus des Melafind als auffällig zu erkennen. Hier sind die klinische Situation mit schnellem Wachstum und das typische dermatoskopische Bild diagnostisch relevant.
Die Untersuchung pigmentierter Hautveränderungen wird durch Melafind wertvoll ergänzt. Zuerst sollten Ganzkörperinspektion, ggf. Dermatoskopie und Videodermatoskopie eingesetzt werden. Verdächtige Pigmentmale können dann spektralphotometrisch mit dem Melafind analysiert und in der Zusammenschau mit dem klinischen Hintergrund und der dermatoskopischen Analyse bewertet werden. Als große Verbesserung kann die Melafinduntersuchung als ein dem Dermatologen zusätzlich zur Verfügung stehender, unabhängiger Standard – im sinne eines Sparringpartners – zur Seite stehen.
Die Entscheidung über Durchführung einer Gewebsentnahme fällt immer der behandelnde Dermatologe.